Digitaler Wandel und seine Folgen für den ITK-Jobmarkt
Die fortschreitende Digitalisierung führt nicht nur dazu, dass sich die zwischenmenschliche Kommunikation verändert. Auch in den Unternehmen ist vieles im Wandel: Das Arbeiten wird flexibler, die interne Kommunikation schneller, es entstehen neue Jobprofile. Mit der Unternehmenskultur ändern sich auch die Anforderungen an Führungskräfte. Wie eine Studie der Personalberatung InterSearch Executive Consultants zeigt, wird es aus Sicht der ITK-Entscheider künftig zum Beispiel deutlich wichtiger, eine positive Fehlerkultur zu fördern.
Für die Studie „Digitale Transformation und ihre Auswirkung auf die Führung im Mittelstand“ wurden branchenübergreifend 400 Topmanager der deutschen Wirtschaft befragt. Ein wichtiger Trend, den 82 Prozent der Manager voraussehen: der digitale Wandel beschleunigt die interne Kommunikation. Drei Viertel der Befragten sind zudem der Ansicht, dass durch die Digitalisierung die IT enger mit anderen Unternehmensbereichen zusammenwächst. Dieser Prozess ist in vielen Unternehmen auch schon im Gange oder abgeschlossen: In 44 Prozent wird der IT-Bereichsleiter in den Produktionsprozess schon vollständig oder aktiv eingebunden, weitere 16 Prozent planen das zumindest kurzfristig. Ähnlich sieht das Bild beim Thema Zusammenarbeit zwischen Marketing- und IT-Leitung aus.
Wanted: Data Architects und Data Scientist
Ein weiterer Trend, den die Mehrheit der Entscheider voraussagt (62 Prozent), ist die Entstehung neuer Jobprofile durch die Digitalisierung. Dazu gehört etwa der Data Architect, der die Daten-Landschaft eines Unternehmens gestaltet, indem er unternehmensweit verteilte und komplexe Datenquellen und -ströme erkennt, harmonisiert, modelliert und für die Datenanalyse zur Verfügung stellt. Ein zweites Beispiel ist der Data Scientist, den das Magazin Harvard Business Review immerhin als „Sexiest Job of the 21st Century“ bezeichnet hat. Er hat die Fähigkeit, sehr große Datenmengen (Big Data), die sich in Unternehmen anhäufen, so zu analysieren und zu interpretieren, dass die Firma daraus wichtige Erkenntnisse gewinnen und Zukunftstrends ablesen kann.
Zu den neu geschaffenen Positionen zählt außerdem der Chief Digital Officer (CDO), der die digitale Transformation des Unternehmens maßgeblich steuert. Dies umfasst grundlegende strategische Überlegungen zum Geschäftsmodell, die Analyse und digitale Weiterentwicklung bestehender Geschäftsprozesse bis hin zur Verantwortung für die Verbindung traditioneller Führungsmodelle mit Digital-Leadership-Ansätzen. In der InterSearch-Studie gaben 38 Prozent der Topmanager an, dass es in ihrem Unternehmen bereits einen CDO gibt oder dass eine solche Position geplant ist. Jeweils 45 Prozent sagen dies in Bezug auf die Data Architects und Data Scientists.
Schlüsselkompetenzen moderner Führungskräfte: Konstruktiver Umgang mit Fehlern, Datenverständnis, Veränderungskompetenz und Kollaboration
Für aufstrebende IT-Fachkräfte ist besonders der Teil der Studie interessant, der zeigt, wie sich die Anforderungen für Führungskräfte verändern. Dabei fällt auf, dass eine Kompetenz besonders in der IT-Branche in Zukunft wichtiger werden wird: die Bereitschaft der Manager, eine positive Fehlerkultur in ihrem Unternehmen zu fördern. Gemeint ist damit, dass Fehlern nicht länger ein Makel anhaften sollte, so dass man möglichst wenig über sie spricht – sondern sie als Chance für einen neuen Erkenntnisgewinn wahrzunehmen. 63 Prozent der befragten IT-Führungskräfte finden, dass es für Mitarbeiter in verantwortungsvollen Posten in Zukunft verstärkt darauf ankommen wird, dafür aufgeschlossen zu sein. Damit liegen sie zwölf Prozent über dem Durchschnittswert aus allen Branchen.
Angesichts von Big Data wird aus Sicht von 52 Prozent der ITK-Entscheider auch das Verständnis für Daten stark an Bedeutung gewinnen. Hier liegen sie allerdings unter dem Gesamtdurchschnitt – wahrscheinlich, weil der Nachholbedarf an Daten-Fachwissen in den anderen Branchen zwangsläufig viel größer ist. Ebenfalls 52 Prozent der Chefs von ITK-Unternehmen sagen voraus, dass Manager in Zukunft deutlich mehr Veränderungskompetenz brauchen werden. Hier liegen sie knapp über dem Gesamtdurchschnitt. Vor Umbrüchen nicht zurückzuschrecken und sie offensiv anzupacken ist entscheidend, damit Unternehmen mit den sich rasant wandelnden Rahmenbedingungen besser Schritt halten, gerade im technischen Bereich.
Eine vierte Führungskompetenz, die sowohl in der IT als auch allgemein stark an Bedeutung gewinnen wird, ist kooperatives Handeln. Austausch und Zusammenarbeit werden – auch befördert durch die Digitalisierung – intensiver, während das Ellenbogen-Prinzip nicht mehr zeitgemäß ist. Die Generation Y ist es gewohnt, in Netzwerken zusammen zu arbeiten. Für Projekte kooperieren Spezialisten in wechselnden Konstellationen. Dass Führungskräfte sich darauf einstellen, ihre Mitarbeiter in strategische Entscheidungsprozesse einzubeziehen und die interne und externe Vernetzung zu fördern, wird zunehmend von den Unternehmen erwartet. So rücken soziale und kommunikative Fähigkeiten stärker in den Fokus.
Auch Bewerbungsverfahren verändern sich
Wie die InterSearch-Studie zeigt, haben die Unternehmen diesbezüglich in der Umsetzung durchaus noch Nachholbedarf. Manche der genannten „Zukunftskompetenzen“ werden in den Einstellungs- und Einarbeitungsprozessen noch nicht ausreichend berücksichtigt. So überprüfen nur 28 Prozent aller Unternehmen, ob ihre Bewerber ein Verständnis für Daten mitbringen. Ebenso wenige schauen genauer hin, wenn es um die Fähigkeit zu kooperativem Handeln geht. Selbst die Kommunikationsstärke der Kandidaten, die in etlichen Stellenausschreibungen bereits standardmäßig verlangt wird, steht nur bei 30 Prozent auf dem Prüfstand.
Eine gute Führungskraft zeichnet sich durch die Kombination von Fachwissen und sozialer Kompetenz aus. Das hat man in vielen Chefetagen bereits verstanden. In den kommenden Jahren werden sich auch die Auswahlverfahren stärker darauf ausrichten. Wer eine Karriere in der IT-Branche anstrebt, sollte daher keine Scheu davor haben, sich seine sozialen Fähigkeiten bewusst zu machen und sie in den Bewerbungsprozessen aktiv zu präsentieren.