Arbeit der Zukunft – Präsenz trotz körperlicher Absenz
Unsere Arbeitsstrukturen werden immer virtueller. Teammitglieder begegnen sich immer weniger persönlich, die Präsenzanzeige im Intranet ersetzt die angelehnte Bürotür und das damit gesetzte Statement, wie sehr man gestört werden möchte. Vieles ist möglich in der virtuellen Arbeitswelt von morgen, und wir alle genießen die neuen Freiheitsgrade, die wir damit erhalten können. Aber natürlich drängt sich auch die Frage auf, was diese raum-zeitliche Flexibilisierung für die Organisation des täglichen Miteinanders und speziell für Führungskräfte bedeutet?
Trotz aller Verantwortung den Mitarbeitern gegenüber, müssen sich die Unternehmen, um international wettbewerbsfähig zu bleiben, mit allen Konsequenzen der digitalen Transformation und den daraus resultierenden mobilen Arbeitsformen auseinandersetzen und sich einer umfassenden Organisationsveränderung unterziehen. Dabei sind Führungskräfte derzeit noch oft unzureichend auf die Führung im Zeitalter der Digitalisierung vorbereitet. Dies betrifft sowohl den Führungsstil als auch die Beherrschung digitaler Technologien. Diese Führungsqualitäten sind aber der Schlüssel, um die Leistungsfähigkeit von Mitarbeitern zu erhalten und diese erfolgreich in die digitale Zukunft mitzunehmen.
Angesichts der aktuellen Trends von „New Work“ und der zunehmenden Digitalisierung der Arbeitswelt müssen sich Unternehmen ganz sachlich mit der Frage auseinandersetzen, wie Führungskräfte ihre unmittelbare personelle Führung diesen Veränderungsprozessen anpassen können. Wo Führung vermehrt über Distanz stattfindet, müssen sich Führungskraft und Mitarbeiter auf neue Formen der aktiven Verständigung und Rückmeldung über technische Medien einlassen. Das bedeutet im ersten Schritt eine ehrliche und individuelle Bestandsaufnahme dahingehend, wie sehr das eigene Verhalten und eigene Rückschlüsse an präsenzorientierter Wahrnehmung festgemacht werden.
Im Ergebnis bedeutet dies oft einen stark wachsenden Kommunikationsaufwand und eine neue Wertigkeit dieser Kommunikationsarbeit. Dabei helfen auch externe Berater und Führungskräfte, auf diese neuen Herausforderungen vorzubereiten begleiten während des Veränderungsprozesses. Sie sind es, die Mitarbeitern in zunehmend komplexen und turbulenten Arbeitsbeziehungen Orientierung geben können und wissens- wie teamintegrierende Funktionen erhalten.
Mitarbeiter wollen immer mehr losgelöst von Zeit und Raum arbeiten – von der so genannten „New Work“ gebrauch machen. Dafür braucht es Selbstdisziplin seitens der Beschäftigten. Klare Regeln für die Nutzung von digitalen Geräten, Software und IT-Lösungen, die Mitarbeiter schon aus dem privaten Gebrauch kennen, erleichtern den Digitalisierungsprozess um ein Vielfaches. BYOD – „bring your own device“ – ist dabei eine Strategie. Klare Regeln für deren Nutzung müssen gelebt und notfalls überprüft werden, auch wenn es im Berufsalltag schwer fällt. Hierzu gehört selbstverständlich auch das Thema der ständigen Erreichbarkeit. Auch sollten nachhaltige Kommunikation und digitale Regeln für die Nutzung von privaten Social-Media-Kanälen und -Geräten Teil einer neuen Unternehmenskultur sein.
Das Unternehmen erwartet vom modernen und mobilen Arbeitnehmer Präsenz trotz Absenz. Umgekehrt gibt es Erwartungen in Richtung Management bezüglich mehr Transparenz, Flexibilität, Gradlinigkeit und nicht zuletzt der Fähigkeit, virtuelle Teams zu moderieren. Im Gegensatz dazu wird den Mitarbeitern mehr Eigenverantwortung und Leistungswille abverlangt. Das bedeutet auch, dass Vorgesetzte sich auf Führen durch klare Zielvorgaben – versus Zeiterfassung – einstellen müssen. Dabei werden die Grenzen zwischen Arbeits- und Lebensraum immer mehr verwischen. Attraktive Arbeitsbedingungen – dazu gehören flexible Arbeitszeitregelungen, gesundheitsförderliche Arbeit, ein positives Arbeitsklima, betriebliche Weiterbildungs- oder Gesundheitsangebote – sind für sie ebenfalls zentrale Anforderungen, die stimmen sollten.
Eines zeichnet sich also schon heute ab: Die neuen Arbeitsformen werden keine perfekte Balance zwischen Arbeit und Leben sein. Neue Wissensarbeiter werden mit fließenden Übergängen leben müssen.