Renaissance für Führungs- und Unternehmenskultur?
Die Diskussionen um die Generation Y und die Reflexionen um die Arbeitsbedingungen für die über 50-jährigen Mitarbeiter („50+“) mahnen eine Weiterentwicklung der Führungskultur in unseren Unternehmen und Organisationen an. Auf den ersten Blick scheinen diese beiden Gruppen von Mitarbeitern im Fokus der Aufmerksamkeit zu stehen.
Im Kern dreht sich die Diskussion um die Qualität der Zusammenarbeit, des Miteinanders, den Umgang mit Hierarchie und der Frage: Auf welche Art und Weise wollen wir zukünftig gemeinsame Ergebnisse erzielen? Hier steigt der Entwicklungsdruck auf die Führungsmannschaften deutlich.
Generation Y: Geld wird fast zur Nebensache - Bereitschaft zur Verantwortung für das Ganze wächst
Die Generation Y - die zwischen 1980 und 1995 Geborenen - werden aus verschiedensten Perspektiven (forschende Soziologen, betroffene Eltern, erfolgreiche Vertreter der Generation Y…) betrachtet. Mit Kerstin Bund hat sich eine Vertreterin dieser Generation Y selbst zu Wort gemeldet, die versucht das Lebensgefühl dieser Generation aus der Innenperspektive zu beschreiben. In ihrem Buch „Glück schlägt Geld: Generation Y: Was wir wirklich wollen“ beschreibt sie den Anspruch ihrer Generation. Die Jungen wollen die Arbeitswelt grundlegend umkrempeln und sie wollen, dass alle von diesem Wandel profitieren werden!
Krise und Umbruch als grundlegendes Lebensgefühl. Um das Lebensgefühl dieser Generation zu verstehen, empfiehlt sich ein Blick in die Kindheit der Generation Y. Diese ist in der Regel geprägt von fürsorglichen Eltern, einem behüteten Umfeld und der Möglichkeit, viele Optionen wahrzunehmen und auszuprobieren. Dieses innere Erleben wird durch die Entwicklungen im Außen kontrastiert. Am Beispiel des 11. Septembers 2001 illustriert Kerstin Bund die Grundresonanz des Lebensgefühls ihrer Generation. Sie ist vom Kontrast zwischen Innen und Außen - in der Regel behütete Kindheit und Krise bzw. Umbruch - geprägt.
Selbstbestimmung als Statussymbol
Die Arbeitsmotivation der Generation Y lässt sich als typisch intrinsische Motivation skizzieren. Äußere Anreize wie Bonussysteme wirken hier nur kurzfristig. Was zählt, ist der eigene Beitrag zum Ganzen. Diesen selbstgesteuert zu erleben und dessen Wirkung im Feedback durch die Umwelt und Führung gespiegelt zu bekommen ist das, was für diese Generation zählt.
Diese Grundeinstellung ist weit weg von Arbeitsverweigerung, wie es manche Autoren sug- gerieren, die sich mit dem Thema Generation Y auseinandersetzen. Als Beispiel für diese Unterstellung gegenüber der Generation Y sei hier Ursula Kosser mit ihrem Buch „Ohne uns: Die Generation Y und ihre Absage an das Leistungsdenken“ angeführt.
Kerstin Bund fasst die Erwartungen der Generation Y an die Arbeit folgendermaßen zusammen: „Das Statussymbol meiner Generation heißt Selbstbestimmung. Was wir wollen, kostet nicht einmal Geld: mehr Flexibilität und Freiräume, regelmäßiges Feedback, gute Führung. Und eine Arbeit, die Sinn stiftet”.
Spannend ist dabei, dass sich die Generation Y der demografischen Entwicklung äußerst selbstbewusst stellt. Sie sind mobil, verfügen über entsprechende Fachkenntnisse und wis- sen, dass sie gefragte Arbeitskräfte sind. Damit sind sie durch Arbeitgeber und Anreizsysteme nicht mehr wirklich steuerbar. Bund kommt sogar zur Aussage: „Wir haben Macht” und illustriert das anhand des Kündigungsvideos von Marina Shifrin. Mit über 18 Millionen Zuschauern auf YouTube spricht die Resonanz für sich und dem Arbeitgeber bleibt offensichtlich nichts anderes übrig, als sich auf solche Mitarbeiter einzustellen, wie die Videoantwort der Agentur, bei der Shifrin beschäftigt war zeigt.
Dabei ist sich die Generation Y des Risikos dieser Selbstbestimmung bewusst. Jedoch stellt dieses Risiko keine Grenze dar. Im Gegenteil: Es wird als Herausforderung, die zu überwinden ist, angesehen. Ursula Kosser zitiert in diesem Kontext einen Tweed ihrer Tochter: „Wo kämen wir denn hin, wenn alle immer [nur] sagen, wo kämen wir denn hin, und niemand [wirklich] hingeht und nachsieht, wo wir denn [tatsächlich] hinkämen“ und ergänzt aus der Perspektive der Mutter: „Die Generation Y geht nachsehen. Notfalls auch - ohne uns“...
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