Unternehmenskultur durch Respekt geprägt – nur auf dem Blatt Papier zu finden oder auch in der Realität?
Letzte Woche erreichte mich eine E-Mail der Elternsprecherin der Schule meiner Töchter. In dieser wurden Lehrer, Schüler und Eltern aufgefordert, sich aktiv mit der Schulkultur auseinanderzusetzen – konkret ging es darum „wie möchten wir miteinander leben“.
Eine Themenstellung, die nicht nur für das Schulleben wichtig ist. Eine Unternehmenskultur ist in vielen Unternehmen definiert – aber leben wir sie auch? Wann wurde die letzte Unternehmenskulturanalyse bei Ihnen durchgeführt? Oder fand so etwas überhaupt jemals statt? Was gehört zu einer guten Unternehmenskultur, zu dem „wie“ im Umgang miteinander? Was ist das Fundament auf dem sie ruht? Was fällt Ihnen spontan dazu ein?
Mir fiel „Respekt vor dem anderen“ ein. Respekt impliziert Dinge wie Wertschätzung und Aufmerksamkeit. Dies sind alles Dinge, die wir von anderen erwarten und manchmal auch – erhoffen. Häufig reagieren wir auch sehr sensibel auf „mangelnden“ Respekt und erspüren ihn sehr leicht. Also ein extrem wichtiger Faktor, wenn man an einer konstruktiven und produktiven, gemeinsamen Arbeit interessiert ist.
Was kann man tun, um einen solchen Respekt deutlich zu machen und ihn nicht nur als „Wording“ auf dem Blatt der definierten Unternehmenskultur abzubilden?
Zuhören
Dies ist die erste Pflicht der Führungskraft. Nur wenn ich zuhöre und dies dem anderen auch zeige, mache ich deutlich „Sie sind mir wichtig und ich nehme Sie ernst“. Wenn man nicht richtig zuhört, sich ablenken lässt, mit einem Auge auf dem Bildschirm blickt oder noch mal kurz auf dem Smartphone nach eingegangenen Nachrichten schaut – signalisiert man „Reden Sie mal schön, wenn etwas Interessantes kommt, melde ich mich schon…“
Faktor Zeit
Sich Zeit nehmen: Wenn es wirklich eng ist und man von einem Meeting zu anderen eilt, ist es schwierig zuzuhören und Respekt zu zeigen. Dann sollte man dies auch mitteilen und gleich eine Möglichkeit aufzeigen, wann Zeit da ist. Dies kommt im Regelfalle besser an, als unaufmerksam und ohne große Reaktion sich Probleme schildern zu lassen. Wenn es nur kleine Themenstellungen sind, z.B. wenn Informationen gesucht werden, zum Auffinden von Dokumenten auf dem Server etc. – lässt sich dies ohne großen Aufwand auch einmal zwischen „Tür und Angel“ erledigen – aber manche Themenstellungen erfordern Aufmerksamkeit und Zeit zum Reden.
Umgang mit Kritik und Fehlern
Respektiere ich den anderen und nehme ich ihn ernst, so lässt sich auch Kritik besser verarbeiten. Fehler passieren immer und diese sind teilweise auch wichtig, damit wir daraus lernen. Aber häufig ist es uns extrem unangenehm Fehler anzusprechen. Dies kann unter Umständen für ein Projekt oder für einen Auftrag „tödlich“ sein. Signalisiere ich Respekt, dann weiß der Mitarbeiter, Kollege oder vielleicht auch die Führungskraft, ich habe einen Fehler begangen, aber meine Kompetenz wird nicht angezweifelt, sondern wir arbeiten gemeinsam an einer Weiterentwicklung der Aufgabenstellung. Gerade wenn man an einer gesunden Fehlerkultur im Unternehmen arbeiten möchte, die in die Unternehmenskultur als ein wichtiger Baustein enthalten ist, sollte dies aktiv besprochen und gefördert werden. Hagen und Lei1 haben eine Aufstellung für die Implementierung einer Fehlerkultur in Unternehmen zusammengestellt. Als erster und wichtigster Faktor gilt auch hier: Für Fehlerakzeptanz sorgen, wenn „Fehler erlaubt“ in der Unternehmenskultur verankert ist, lassen sich Fehler akzeptieren und auch leichter eingestehen – und auch derjenige der Fehler entdeckt, hat eine geringere Hemmschwelle diese anzusprechen.
Kommunikation
Grundlage für einen respektvollen Umgang ist die Kommunikation. „Der Ton macht die Musik“, ein Sprichwort, das hier in einem großen Maße genau das grundlegende Element definiert. Es kommt nicht nur darauf an, “was“ ich sage, sondern auch das „wie“ ist ein wichtiger Baustein darin dem anderen „Respekt“ zu zeigen. Dabei sollte man auch beachten, dass die Körpersprache vieles signalisiert und häufig senden wir gerade mit dem Körper Signale unbewusst aus, die zu Irritationen beim Gegenüber führen. Die Hinweise hier erscheinen Ihnen vielleicht selbstverständlich, aber achten Sie einmal darauf, wie oft Sie den Gegenüber in der Kommunikation nicht anschauen, sondern sich durch irgendetwas ablenken lassen. Dieser abschweifende oder abgelenkte Blick sendet dann die Botschaft aus, „ich bin dem Gegenüber nicht wichtig“ und in diesem Moment fühlt er sich nicht respektiert.
Respekt kommt vom lateinischen Wort „respectus“ – zurückschauen, Rücksicht, Berücksichtigung. Vielleicht sollten wir uns diese originäre Bedeutung auf unsere To-do-Liste setzen und uns häufiger mit unseren Verhaltensweisen stärker auseinandersetzen und Rückschau halten. Als Führungskraft ist dies eine Grundlage für eine stetige Weiterentwicklung der Führungsaufgabe, aber auch als Mitarbeiter sollte man dies nicht vernachlässigen. Persönliche Weiterentwicklung funktioniert nur, wenn man sich selbst hinterfragt - gleichgültig auf welcher Hierarchieebene ich mich befinde.
In diesem Sinne – besinnen Sie sich wieder einmal und nehmen Sie sich die Zeit beim Hinterfragen Ihrer Unternehmenskultur.