Die Bedeutung von Personalberatungen steigt, weil das Angebot an IT-Personal sinkt
Wer die Nadel im Heuhaufen sucht, findet sie schneller, wenn die Suche aus einem Mix aus mehreren Möglichkeiten besteht. Aus diesem Grund nutzen immer mehr Unternehmen die Dienste von Personalberatern, um IT-Personal zu finden.
Der Mangel an IT-Personal hat einen neuen Höchststand erreicht. In Deutschland sind rund 137.000 Stellen für IT-Expertinnen und Experten offen. Das sind etwa 100.000 mehr als vor zehn Jahren. „Der Mangel an IT-Fachkräften hat sich im Vergleich zur Zeit vor Corona drastisch verschärft“, sagte Achim Berg, Präsident des Branchenverbands Bitkom bei der Vorstellung der repräsentativen Studie ‚der Arbeitsmarkt für IT-Fachkräfte‘ zum Jahresende 2022. Die Pandemie hatte den Bedarf zwischenzeitlich leicht abgemildert. 70 Prozent der für die Studie befragten 850 Unternehmen aus allen Branchen rechnen damit, dass sich der Fachkräftemangel weiterhin verschärfen wird. Der demografische Wandel ist gnadenlos.
Die Unternehmen sind aber nicht ideenlos. Initiativ- und Bewerbungen auf Stellenanzeigen sind die Quellen, aus denen Firmen bisher das meiste neue Personal schöpfen. Weil das aufgrund der alternden Bevölkerung, des nachlassenden Nachwuchses und des weiter steigenden Bedarfs an IT-Spezialisten immer weniger wird, erweitern sie ihren Methoden-Mix in der Personalbeschaffung. „Sie bespielen beim Recruiting die komplette Klaviatur“, sagt Berg dazu. Mehrere und verschiedene Kanäle zu nutzen, macht die Suche erfolgreicher. Deshalb gab es in letzter Zeit eine starke Zunahme im Headhunting und im Active Sourcing, der gezielten Ansprache interessanter Kandidaten durch die suchenden Unternehmen selbst. Headhunting betreiben externe Personaldienstleister. Diese Variante der Personalsuche haben im vergangenen Jahr 22 Prozent aller Unternehmen genutzt, die IT-Fachkräfte gesucht haben. Im Jahr davor sind es erst 14 Prozent gewesen. Not macht erfinderisch.
Etwa 2.500 Personalberatungen gibt es in Deutschland, die Executive-Search anbieten. Dabei geht es um anspruchsvolle und qualifizierte Jobs. Es gibt auch Personalberatungen die Branche und Position miteinander verbinden – und darüber hinaus sich noch auf den Mittelstand konzentrieren. Je spezialisierter eine Personalberatung ist, umso höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie passende Kandidaten für ihren Kunden finden.
Mittelständische Unternehmen haben verstanden, dass sie die Hilfe professioneller Personalberatungen zur Stellenbesetzung in Zeiten von Fachkräftemangel brauchen. Und zwar in enger Zusammenarbeit und nicht nur als Profillieferanten. Personalberater können als externe eher persönliche Beziehungen zu Kandidaten aufbauen und so deren Vertrauen gewinnen. Sie haben außerdem jahrelange Erfahrung darin, über unterschiedliche Portale, Datenbanken und soziale Netzwerke mit professioneller Suchsoftware und individueller Ansprache die richtigen Kandidaten zu identifizieren und sie für einen Bewerbungsprozess zu gewinnen. Speziell dem Mittelstand fehlt dieses Know-how in den ohnehin dünn besetzten Personalabteilungen. Personalberater sind Experten der Personalsuche.
Je höher die Führungsposition, desto mehr Kandidaten
Am schwierigsten zu besetzen sind Fachpositionen wie Softwareentwickler, SAP-Modulverantwortliche oder IT-Administratoren. Die Nachfrage nach diesen Experten übersteigt bei Weitem schlichtweg das Angebot. Bewerber aus dem Ausland wären eine Alternative. Doch leider drängen viele Unternehmen auf Deutschkenntnisse in Wort und Schrift und sie wollen am liebsten Mitarbeitende, die sich in der deutschen Kultur gut zurechtfinden. Integrationsprogramme und Abstriche bei den Unternehmen könnten den Fachkräftemangel mildern.
Je höher die vakante Führungsposition ist, umso mehr interessierte Kandidaten lassen sich finden. Es gibt viele junge top IT-Kräfte, die Karriere machen wollen. Die Herausforderung, dann aber die richtigen Kandidaten für das Unternehmen zu finden, ist bei Fach- und Führungspositionen gleich anspruchsvoll: beide müssen fachlich, menschlich und von ihren Vorstellungen hinsichtlich Karriere und Work-Life-Balance zum Unternehmen und der Position passen. Das tun Führungskräfte oft nicht, deshalb verlieren Firmen frisch gewonnene Manager häufig nach kurzer Zeit wieder.
Weshalb? Weil in der Personalauswahl und im Bewerbungsprozess von Unternehmen oft gravierende Fehler gemacht und nicht alle entscheidenden Faktoren für eine beständige Beziehung berücksichtigt werden. Überwiegend finden sich die Führungskräfte in einer Position und Situation wieder, die ihnen anders und nicht der Wirklichkeit entsprechend schmackhaft gemacht wurde, damit sie den Arbeitsvertrag unterschreiben. Kurzfristiges Denken rächt sich ganz schnell.
Das gilt auch für Personalberatungen. Manche mittelständischen Betriebe mögen meinen, die Personalberatung sei ein lukrativer Selbstläufer, weil dieselben Kandidaten immer wieder an andere Auftraggeber vermittelt werden. Es mag zwar einige schwarze Schafe geben, für seriöse Personalberatungen sind aber vermittelte Kandidaten und Mitarbeitende der Kunden absolut tabu. Personalberatungen, die sich nicht daran halten, sind dann aber so schnell ihre Kunden los, wie Unternehmen neue Mitarbeitende, denen sie falsche Versprechungen gemacht haben.