Veränderungsmanagement

Leitfaden: Sechs Schritte zur emotionalen Stabilisierung von Teams

Krisen sind Hoch-Stress-Situationen. Alles ist anders als sonst. Wir können nur auf wenige Routinen zurückgreifen. Die Anspannung versetzt auch unsere Psyche in einen Alarmzustand. Unsere Gefühle übernehmen stärker als es uns lieb ist, das „Ruder“. Sie entscheiden, was wir glauben, was wir wahrnehmen, denken und wie wir handeln. Ängste spielen dabei eine ganz besondere Rolle. Vermeiden wir das Gespräch über die Ängste und andere Gefühle entwickeln sie eine starke zerstörerische Kraft. Sprechen wir über sie, können solche Gespräche die Gemeinschaft stärken und Energie frei setzen.

Leitfaden | 6 Schritte zur emotionalen Stabilisierung von Teams

 

1. Krisen und Ausnahmesituationen sind in der Regel sehr stressintensiv. Die damit einhergehenden Stressreaktionen weichen individuell voneinander ab. Dies kann zu zusätzlichem Unmut und Konflikten führen. Kolleg*innen, die sensibel darauf reagieren oder besonders starke Ängste erleben, ziehen sich dann aus dem Team zurück, obwohl sie eigentlich gebraucht werden.

In Krisensituationen ist es besonders wichtig, über Gefühle zu sprechen. Dies entlastet die Teams und die Führungskräfte von unterschwelligen Anspannungen und legt die Kräfte und Energien frei, die für anderes gebraucht werden.

 

2. Emotionen sind Energien. Wir können sie in Hirnströmen und in der Muskelspannung messen. Sie entscheiden darüber was und wie wir denken und handeln. Im Guten sind sie unsere Powerbank, im Schlechten legen sie uns still.


Gerade unangenehme Gefühle schickt unsere Psyche bevorzugt in den unbewussten Bereich. Sie sollen uns nicht stören. Von dort aus stören sie aber um so wirksamer. Wie Kinder, die auf sich aufmerksam machen, treiben sie unseren Puls in die Höhe, verhindern positive Wahrnehmungen und Gedanken, und vieles andere mehr.


Deshalb ist es wichtig, gezielt Situationen zu schaffen, in denen über Gefühle gesprochen werden kann. In Krisen dominieren vielfach Ängste. Deshalb ist es wichtig, über Ängste, Sorgen und Unsicherheiten - aber auch auftretenden Unmut zu sprechen.

 

3. In Krisenzeiten ist es wichtig für das Sprechen über Gefühle ganz konkrete Orte und Zeitfenster einzurichten:

Diese Zeiten können variieren oder regelhaft fest vereinbart werden. Über sich verändernde Zeiten und Orte sollten aber alle informiert werden.


Sorgen Sie für Getränke und evtl. auch für etwas Gebäck/ganz kleine Snacks. Auch eine Blume verändert die Situation.

Sie können um einen Tisch sitzen oder einen Stuhlkreis bilden. Wichtig ist, dass alle gleichberechtigt auch an der Sitzordnung teilhaben.

 

Im Hinblick auf die Corona Schutzmaßnahmen sollten die Abstände sicher eingerichtet werden.

 

4. Gehen Sie an den Start: Entweder beginnen Sie selbst, als Führungskraft, authentisch über Ihre Gefühle zu sprechen oder Sie fragen, ob jemand beginnen möchte. Im Zweifel beginnen Sie selbst, um es den anderen zu erleichtern. Meist sind viele und auch verschiedene oder gegensätzliche Gefühle in uns. Wichtig ist, über diese Vielfalt zu sprechen und auch was diese Vielfalt auslöst.

 

5. Verzichten Sie konsequent darauf, die Gefühle anderer zu bewerten (Gruppenregel).

Geben Sie sich untereinander Feedback über die Gefühle, die sie gegenseitig teilen:

Das kenne ich auch….
Das verstehe ich gut…

 

Wichtig ist eine authentische Kommunikation: 

Welche Gefühle sind in dieser Situation in mir?
Was beschäftigt mich gerade?
Was ist für mich in dieser Situation besonders wichtig?
Was möchte ich von Euch/Ihnen, den anderen wissen/verstehen?


Sprechen Sie so lange über die Ängste und Sorgen, ohne zu versuchen, sie mit Hoffnung und Zuversicht wegzuwischen, bis erste Stimmen ganz von allein damit beginnen, Positives anzusprechen. Das verstärken Sie, in dem Sie es noch einmal hervorheben.

 

Lassen Sie positive Blicke in der Gruppe noch ergänzen.

Gibt es anderes Positives, das wir erlebt haben?

 

Gehen Sie dann über in organisatorische oder andere fachliche Themen….

 

Abschlussrunde: Bitten Sie um ein kurzes Abschlussfeedback verbunden mit der Frage, ob etwas verändert werden soll.

 

Bedanken Sie sich am Ende für die Offenheit und das Vertrauen untereinander.

 



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