Geschäftsklima im Consulting entwickelt sich parallel zur Gesamtwirtschaft
Der Geschäftsklimaindex der Consultingwirtschaft, der vom Bundesverband Deutscher Unternehmensberatungen (BDU) herausgegeben wird, sinkt um 3,1 Punkte auf 88,5 (Q2 2024: 91,6). Damit ist zum zweiten Mal in Folge eine negative Entwicklung zu beobachten, die jedoch parallel zur Gesamtwirtschaft verläuft. BDU-Präsident Ralf Strehlau: „Auch der Consultingmarkt kann sich von der negativen wirtschaftlichen Gesamtentwicklung nicht entkoppeln.“
Im ersten Quartal 2023 hatte der BDU-Geschäftsklimaindex seinen letzten Höhepunkt mit 105,3. Seitdem ging dieser, abgesehen von einem kleinen Plateau im Q3 und Q4 2023, kontinuierlich zurück. „Diese Entwicklung verstärkt den Eindruck, dass sich Deutschland in einer strukturellen Wirtschaftskrise befindet.“, ergänzt Ralf Strehlau.
Aktuelle Geschäftslage
Die aktuelle Geschäftslage wird etwas zurückhaltender eingeschätzt als im zweiten Quartal 2024. Diese bewerten 71 Prozent der befragten 370 Beratungen über Budget bzw. im Plan – gegenüber 74 Prozent im vorherigen Quartal.
Die aktuelle Krisensituation führt dazu, dass die Unternehmen sich verstärkt auf die eigenen Transformationsprozesse und Digitalisierung konzentrieren, was zu einem leichten Anstieg in der IT-Beratung (+1,8%) und der Strategieberatung (+1,6%) führt.
Besonders pessimistisch schauen hingegen die HR-Beratungen in die Zukunft (-14,1%), da die Unternehmen am ehesten bei Personalthemen einsparen. Dies sieht BDU-Präsident Ralf Strehlau skeptisch: „Die Unternehmen sollten antizyklisch handeln und auch die Krise nutzen, um ihr Personal gut aufzustellen und an sich zu binden.“
Die Nachfrage nach Consultingleistungen bei Versorgern ist nach wie vor die stärkste Branche (45%) bei insgesamt leicht sinkender Nachfrage im Vergleich zu Vorjahr (52%).
Geschäftsaussichten schlechter als im Vorquartal
Im Hinblick auf die kommenden sechs Monate bewerten alle Umsatzklassen die Geschäftsaussichten eher negativ. Besonders bei den großen Beratungen über 50 Mio. Euro Umsatz und bei den kleinen Beratungen (250.000 bis 1 Mio. € Umsatz) sehen weniger Beratungen die Aussichten als günstig an: Bei den großen Beratungen lediglich 14 Prozent (Q2: 32%) und bei den kleinen Beratungen 26 Prozent (Q2: 40%). Die Befragten begründen dies unter anderem mit Zurückhaltung bei den Kunden, sodass sich Themen verzögern oder die Consultants generell weniger Anfragen erhalten.
Beratungen schärfen ihr Portfolio
Viele Beratungshäuser nutzen die aktuelle Krise, um sich selbst besser aufzustellen. Beratungen über alle Größenklassen hinweg investieren hauptsächlich in Technologie und IT (47%) und ihr Leistungsangebot sowie die Kundenbeziehung (42%), um ihr eigenes Portfolio zu schärfen. Große Beratungen stellen sich zusätzlich auch bei ESG-Themen (44%) besser auf.
Über den BDU e.V.
Im Bundesverband Deutscher Unternehmensberatungen BDU e.V. sind aktuell rund 600 Unternehmen mit 19.000 Beraterinnen und Beratern organisiert. Damit zählt der BDU weltweit zu den drei führenden Wirtschafts- und Berufsverbänden der Consultingwirtschaft.
Zur Systematik
Der an die Systematik des ifo-Instituts angelehnte BDU-Geschäftsklimaindex (GKI) erscheint quartalsweise und bildet die aktuelle wirtschaftliche Lage und die Erwartungen der Branche an die geschäftliche Entwicklung ab.
Größenklassen: Der BDU-Geschäftsklimaindex ordnet die Beratungen in die fünf Kategorien Große Beratungen mit einem Jahresumsatz von mehr als 50 Millionen Euro, Mittelgroße Beratungen (1 bis 10 Millionen bzw. 10 bis 50 Millionen Euro) sowie Kleinere Beratungen (1 Million bis 250.000 bzw. unter 250.000 Euro).
Beratungsfelder: Organisations- und Prozessberatung, Strategieberatung, IT-Beratung, HR-Beratung, Sanierungsberatung
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