Verhaltene Erwartungen in der Consultingbranche
Bonn, 04.07.2024 (bdu) – Nach der Seitwärtsbewegung des vom Bundesverband Deutscher Unternehmensberatungen (BDU) herausgegebenen Geschäftsklimaindex in den letzten drei Quartalen, ist in den Ergebnissen der aktuellen Befragung ein Stimmungsrückgang zu beobachten. Der Index sinkt um 4,5 Punkte auf einen Wert von 91,6 (Q1 2024: 96,1) und liegt somit auf dem Niveau vom 3. Quartal 2020. Auch wenn der Wert immer noch über dem Index der Gesamtwirtschaft liegt, ist die Stimmung verhaltener als im Vorjahr. BDU-Präsident Ralf Strehlau: „Trotz leichtem Aufschwung in der Wirtschaft sinkt aktuell die Stimmung im Consultingmarkt. Im Hinblick auf das nächste halbe Jahr ist die Branche nur vorsichtig optimistisch.“
Aktuelle Geschäftslage
Die aktuelle Geschäftslage bewerten 74 Prozent der befragten 309 Beratungen über Budget bzw. im Plan – gegenüber 86 Prozent im 1. Quartal 2024. Besonders auffällig ist in diesem Quartal die Einschätzung der Beratungen mit 10-50 Mio. Euro Umsatz: 32 Prozent geben die aktuelle Geschäftslage als unter Budget an – im ersten Quartal waren es lediglich 16 Prozent.
Bei den Beratungsbereichen ist der Geschäftsklimaindex im Vergleich zum 1. Quartal 2024 nur im Bereich Sanierungsberatung gestiegen, wobei der Anteil der Sanierungsberatung am Gesamtmarkt nur zwei Prozent beträgt. Hier liegt der Index mittlerweile 21,4 Punkte über dem Durchschnitt. Der Geschäftsklimaindex in der IT-Beratung ist im Vergleich zu allen anderen betrachteten Beratungsfeldern am stärksten gefallen. Dieser liegt nun bei 89,1 und büßt somit 9,8 Punkte zum ersten Quartal 2024 ein. In Bezug auf die Kundenbranchen heben die Befragten die aktuelle Nachfragesituation speziell aus den Bereichen Versicherungswesen und Public Sector positiv hervor.
Verhalten optimistische Geschäftsaussichten
Im Hinblick auf die kommenden sechs Monate bewerten alle Umsatzklassen die Situation verhalten positiv. 80 Prozent der Unternehmen sehen günstigere oder gleichbleibende Aussichten, wobei bei den Beratungen mit mehr als 10 Mio. Euro Umsatz eine skeptische Einschätzung zu verzeichnen ist.
Vielfältiger Einfluss von KI auf die Branche
Aktuell setzen vor allem große Beratungen bei der Automatisierung von Routineaufgaben (77 Prozent) und der Datenaufbereitung (73 Prozent) auf die Unterstützung von KI bei internen Prozessen. 88 Prozent der befragten Unternehmen planen den Einsatz von KI in ihren internen Prozessen auch in Zukunft zu erweitern.
Die Integration von KI in Entscheidungsprozesse wird nach Einschätzung der Beratungsunternehmen zu besseren und schnelleren strategischen Entscheidungen führen, wodurch Unternehmensberatungen einen höheren Mehrwert für ihre Kunden bieten können. Rund ein Drittel der Unternehmen gibt an, dass der Einsatz von KI die Kosten reduziert hat – im Durchschnitt um sechs Prozent.
In der Mitarbeitendenstruktur führt KI zu unterschiedlichen Auswirkungen: Auch wenn Backoffice-Tätigkeiten durch KI ersetzt werden können (76 Prozent Zustimmung), so sind nur 24 Prozent der Befragten überzeugt, dass weniger Hochschulabsolventen benötigt werden.
Über den BDU e.V.
Im Bundesverband Deutscher Unternehmensberatungen BDU e.V. sind aktuell rund 600 Unternehmen mit 19.000 Beraterinnen und Beratern organisiert. Damit zählt der BDU weltweit zu den drei führenden Wirtschafts- und Berufsverbänden der Consultingwirtschaft.
Zur Systematik
Der an die Systematik des ifo-Instituts angelehnte BDU-Geschäftsklimaindex (GKI) erscheint quartalsweise und bildet die aktuelle wirtschaftliche Lage und die Erwartungen der Branche an die geschäftliche Entwicklung ab.
Größenklassen: Der BDU-Geschäftsklimaindex ordnet die Beratungen in die fünf Kategorien Große Beratungen mit einem Jahresumsatz von mehr als 50 Millionen Euro, Mittelgroße Beratungen (1 bis 10 Millionen bzw. 10 bis 50 Millionen Euro) sowie Kleinere Beratungen (1 Million bis 250.000 bzw. unter 250.000 Euro).
Beratungsfelder: Organisations- und Prozessberatung, Strategieberatung, IT-Beratung, HR-Beratung, Sanierungsberatung