Krawatte oder Sneaker? Wie kleidet sich die Beraterwelt heute?
Vielleicht waren Sie schon einmal auf dem Deutschen Beratertag. Dann wissen Sie, wie der erste Eindruck ist, wenn man den Saal betritt. Gedeckte Farben, eine Mauer von Anzugrücken, ab und an mal das flammende Rot eines Kleides.
So auch im letzten Jahr. Auf der Bühne aber redete jemand, der so ganz anders aussah. Die Zuhörer folgten gebannt jemandem im Slogan T-Shirt, Jeans und lässigen Sneakers. Auch er Berater. Philipp Depiereux zeigt Firmen, wie sie neue digitale Geschäftsmodelle entwickeln.
Das verdeutlicht, wie sich Dresscodes in der Beraterwelt verändert haben. Es gibt nicht mehr das eine, universelle Berateroutfit. Der digitale Vorreiter kleidet sich völlig anders als der Wirtschaftsprüfer. Da Berater täglich mit ihren Kunden interagieren, ist der Kleidungsstil Teil ihres Gesamtpakets. Er vermittelt dem Kunden eine Markenbotschaft. Die kann lauten „Ich bin kreativ und gehe neue Wege.“ Oder: „Ich bin konservativ und solide alte Schule.“ Nutzen Sie die Chance, bei Ihren Gesprächspartnern Anker zu setzen.
Differenzieren Sie sich aus
Heute bietet Ihnen Ihre Kleidung die Chance, eine spezifische Botschaft zu senden. Sie müssen nicht mehr wie jede oder jeder andere aussehen. Ein Kollege von mir, der noch zur jüngeren Generation der Berater gehört, trägt bunte Socken und andere farbige Accessoires zum dunkelblauen Zwirn und signalisiert damit: Ich verbinde für Sie Tradition und Moderne. Ich kann Ihnen versichern: Man erinnert sich an ihn. Die größere Bandbreite soll aber nicht zu Beliebigkeit einladen. Finden Sie Ihren Stil und dann kultivieren Sie ihn. Wie mit allen Marken ist es auch mit Ihnen: der Kunde schätzt Wiedererkennbarkeit. Hinzu kommt noch die Überlegung, die erfolgreiche Menschen wie Barack Obama oder Mark Zuckerberg treibt. Auch sie bleiben beim einmal gefundenen Stil, weil sie sich auf andere Dinge konzentrieren wollen als auf eine komplizierte Entscheidungssession morgens vor dem Kleiderschrank.
Der universelle Dresscode: Qualität
Egal ob Pullover oder Anzug, Sneaker oder Budapester. Eines ist immer noch gültig und bildet in meinen Augen den ewigen Dresscode. Greifen Sie zu erstklassiger Qualität. Mir bereitet es fast körperliche Schmerzen, wenn ich unterwegs Beraterkollegen beobachte, die sich aus ihren Flugzeugsitzen winden. Schlecht sitzende, zerknitterte Anzüge, abgelaufene, ungeputzte Schuhe, bei den Damen Röcke, die vor fünf Jahren mal gepasst haben. Sie finden, ich übertreibe? Ganz und gar nicht. Schauen Sie sich um und freuen Sie sich, wenn Sie sich vom allgemeinen Bild positiv abheben. Gönnen Sie sich eine Garderobe, auf die Sie sich verlassen können und die den Qualitätsanspruch Ihrer Arbeit unterstreicht. Maßkonfektion kostet zwar mehr als der Anzug von der Stange, ist aber mittlerweile erschwinglich. Gutes Schuhwerk erkennt man, es wird Sie auch deutlich länger begleiten. Wenn Sie sich entschließen, in die Sneakerfraktion zu wechseln, dann bitte auch dort mit einem hohen Qualitätsanspruch. Vergessen Sie nicht, dass Qualität und perfekte Passform auch zu Ihrem Wohlbefinden beitragen. Lange Arbeitstage und Reisen lassen sich einfach besser mit gut passenden Kleidern aus edlen und angenehmen Materialien absolvieren.
Seien Sie besonders
Ich möchte eine Lanze brechen für ein selbstbewusstes Aufbrechen überkommener Dresscodes vor allem für zwei Gruppen.
Die jungen Beraterinnen und Berater sehen am Anfang ihrer Karriere ziemlich verkleidet aus. Warum müssen sie wie kleine Kopien ihrer erfahrenen Chefs herumlaufen? Lassen wir ihnen doch die Freiheit, ihren eigenen Stil zu finden. Dafür brauchen sie den Rat der Erfahrenen, aber keine vorgeschriebene Kleiderordnung. Wenn die Unterschiede zwischen den Generationen auch in der Kleidung hervortreten, versteht der Kunde, dass er unterschiedliche Erfahrungshintergründe und Sichtweisen einkauft.
Die Frauen unserer Zunft. Sie sind noch stark in der Minderzahl. Die Zeiten, in denen wir die gleichen Stoffe wie die Herren, nur in anderen Schnitten getragen haben, sind vorbei. Gestatten Sie sich, Ihre Besonderheit auch in der Kleidung zu zeigen und damit im Gedächtnis zu bleiben. Das Kleid zum Beispiel ist ein tolles Kleidungsstück. Oder die edle Seidenbluse. Beide Kleidungsstücke haben Charakter, können Farbe zeigen und bieten unendliche Variationen, was Schnitte betrifft. Schöner und außergewöhnlicher Schmuck in hoher handwerklicher Qualität ist wunderbar, um Stil zu zeigen.
Kleidung ist eine schöne Nebensache. Aber sie unterstreicht Ihre Markenbotschaft und lässt Sie - Qualität vorausgesetzt - in jeder noch so anstrengenden Situation nicht im Regen stehen. Investieren Sie einfach mal etwas Zeit, erfinden Sie Teile Ihrer Garderobe neu und erfreuen Sie sich am Effekt für sich und andere.
Caterine Schwierz, Expertin für moderne Karrieren, Glück im Beruf & Networking, v. Rundstedt & Partner