BDU-Geschäftsklima Q2: Branchenkonjunktur im Consulting etabliert sich auf hohem Niveau
Die Consultingbranche zeigt sich nach dem zweiten coronabedingten Konjunkturknick Ende 2020 wieder in bester Verfassung. Mit einem leichten Anstieg des Geschäftsklimaindex im 2. Quartal 2021 auf 110,2 (März 2021: 109,9) untermauert die vom BDU durchgeführte Branchenkonjunktur-Erhebung den guten Start der Unternehmensberater ins Jahr 2021. Parallel zeichnen sich für die Post-Corona-Zeit eine Reihe von Veränderungen in der beruflichen Praxis der Consultants ab.
Besonders das Geschäft der IT-Consultants boomt. Über Zweidrittel in diesem Beratungsfeld geben eine gute Geschäftslage an, die über dem geplanten Budget liegt. Deutlich verhaltener schätzen hingegen die Sanierungsberatungen ihre derzeitige Situation ein: Nur jede fünfte Unternehmensberatung mit Schwerpunkt Restrukturierung meldet bei der BDU-Befragung eine aktuell gute Geschäftssituation. Allerdings zeigen sich 70 Prozent immerhin zufrieden.
In allen Beratungsfeldern erwartet der deutlich überwiegende Teil der Marktteilnehmer eine günstigere Geschäftsentwicklung in den nächsten sechs Monaten. Dass die Lage ungünstiger werden könnte, spielt bei der Beurteilung der Geschäftsaussichten dagegen so gut wie gar keine Rolle. Besonders optimistisch zeigen sich die Consultingfirmen in der Größenklasse `1 bis 10 Millionen Euro`. Dreiviertel erwarten hier günstigere Geschäftsaussichten für das zweite Halbjahr 2021. Auch in den Größenklassen `über 50 Millionen Euro` sowie `10 bis 50 Millionen Euro` fällt der Anteil der Optimisten mit 62 beziehungsweise 56 Prozent hoch aus. Kleinere Marktteilnehmer tun sich tendenziell schwerer. Besonders bei den Einzelberaterinnen und Einzelberatern mit weniger als 250.000 Euro Jahresumsatz ist der Anteil mit einer aktuell schlechten Budgetsituation mit 26 Prozent hoch.
Veränderungen in der Post-Corona-Zeit
Parallel zeichnen sich für die Post-Corona-Zeit eine Reihe von Veränderungen in der beruflichen Praxis der Consultants ab. So rechnen beispielsweise die Studienteilnehmer damit, dass virtuelle Vergabeprozesse die Wettbewerbsintensität in der Consultingbranche verschärfen, da pro Mandat mehr Unternehmensberatungen ein Angebot abgeben werden. Und: Knapp 80 Prozent der Consultingfirmen wollen Dienstreisen und ihren gesamten CO2-Fußabdruck aus Nachhaltigkeitserwägungen merklich reduzieren.
BDU-Präsident Ralf Strehlau: „In den Consultingfirmen haben die Planungen und Veränderungsinitiativen für die Anforderungen der Post-Corona-Zeit mit großer Intensität begonnen. Die Pandemie hat eine große Dynamik in der Branche freigesetzt, gerade auch im Hinblick auf eine größere Nachhaltigkeit. Das gilt auch für den BDU selbst. Wir haben – unterstützt von der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald – ein Verbandswald-Projekt entwickelt, an dem sich die Mitglieder mit der Pflanzung klimastabiler Baumarten beteiligen.“
MEHR ANGEBOTE PRO MANDAT IN VIRTUELLEN VERGABEPROZESSEN
Davon ausgehend, dass virtuelle Vergabeprozesse Bestand haben werden, sind 61 Prozent der Unternehmensberatungen der Meinung, dass hierdurch mehr Consultingfirmen pro Mandat ein Angebot abgeben werden. Für die Anbieter, die es in die engere Auswahl geschafft haben, zeigt sich in den Befragungsergebnissen deutlich die Erwartungshaltung, dass sie mehrere Gesprächsrunden durchlaufen werden müssen (Zustimmung: 69 %). Über 70 Prozent erwarten daher auch keine schnellere Vergabe von Beratungsprojekten, obwohl der Organisationsaufwand im virtuellen Vergabeprozess geringer ausfällt.
MEHR NACHHALTIGKEIT FÜHRT ZU WENIGER DIENSTREISEN IM CONSULTING
Die Befragungsergebnisse zeigen darüber hinaus, dass die Unternehmensberatungen ihre Dienstreisen im Hinblick auf die steigenden Anforderungen an nachhaltiges Wirtschaft reduzieren werden (Zustimmung: 79 %). Zweidrittel der Studienteilnehmer geben an, dass der CO2-Fußabdruck bei der Planung und Durchführung von Dienstreisen eine immer größere Rolle einnimmt. Knapp 80 Prozent erwarten in diesem Zuge den vermehrten Abschluss von Arbeitsverträgen, bei denen das Homeoffice als erste Tätigkeitsstätte vereinbart wird. Und: Lediglich acht Prozent sind der Meinung, dass bei der Anmietung von Büroflächen oder beim Erstellen von Bürokonzepten alles beim Alten bleibt.
ARBEITSVERDICHTUNG UND ÜBERDURCHSCHNITTLICHE ARBEITSBELASTUNG KÖNNTEN STEIGEN
Rund Zweidrittel befürchten, dass die Kreativitäts- und Innovationsprozesse in virtuellen Projekten bei der Kommunikation mit den Kunden leiden könnten. Knapp 70 Prozent sehen aber auch die Möglichkeit, künftig mehr Mandate als früher parallel durchzuführen. Für über 90 Prozent der Consultants wird daher ein gutes Selbst- und Zeitmanagement immer wichtiger, damit eine zu große Arbeitsverdichtung (Zustimmung: 67 %) sowie eine überdurchschnittliche Belastung (Zustimmung: 79 %) vermieden werden können.